Tourenbuch Wolfgang Fischer, 81541 München | Filmbeschreibung 2004 |
Volker und Wiltrud mit Wellensittichen in Comacchio (13.04.2004 / WF) |
Zwei Wochen vor Palmsonntag war es höchste Zeit, etwas für die Osterferien zu planen, nachdem der letzte Urlaub (in den Herbstferien nach Cinque Terre, Ligurien) schon fast ein halbes Jahr zurück lag. Zunächst hatte ich das mir noch unbekannte Istrien als Reiseziel vorgeschlagen, aber dann kam der Einwand, wenn man schon am Meer sei, wolle man dort auch baden, und dafür sei es noch zu kalt. In Mitteleuropa ist es Anfang April noch nicht grün, so kamen nur Ziele südlich der Alpen, die mit dem Auto in einer Tagesfahrt zu erreichen sind, in die Auswahl. Da es ausdrücklich keine Gebiete an der Küste (und damit auch nicht an den Oberitalienischen Seen) sein sollten, hat sich die Suche dann auf den zentralen Teil der Toskana konzentriert. Am 22.03. bin ich über die Internet-Seite des ADAC gelandet bei "Wolters Ferienhäuser". Es waren zahlreiche Objekte für fünf Personen im Angebot, meist abgelegene Höfe, deren genaue Lage jedoch nicht angegeben wurde. Es war ein einziges Objekt in einer Stadt dabei, in der Oberstadt von Colle di Val d'Elsa, und dieses habe ich dann für 500 EUR gebucht. - Berthold hat sich diesmal bereit erklärt, mit uns mitzufahren, hauptsächlich wohl in der Hoffnung, erstmals selbst das Auto steuern zu dürfen, falls es mit der Fahrprüfung am 1.April auf Anhieb klappen sollte. Zurück wollte er allerdings die gesamte Strecke radeln, über Mailand und St.Moritz. Bei unserer Abreise haben dann allerdings die schnellen Gänge nicht funktioniert; trotzdem wurde das Rad mitgenommen.
Wolfgang Fischer (20.04.2004)
Volker am 15.Geburtstag vor unserer Ferienwohnung in Colle di Val d'Elsa (04.04.2004 / Anneli H.-F.) | Im Garten unserer Ferienwohnung in Colle di Val d'Elsa (04.04.2004 / WF) |
Samstag, 03.04.2004: Mehrmals wird German aufgefordert, in die Toskana mitzufahren, was er aber ablehnt. Nach üblicher schlechter Gewohnheit kommen wir wieder erst sehr spät los und sind erst um zehn Uhr am Ortsende von München (an der Giesinger Autobahn). Außer mir sind Mama Anneli (53), Berthold (18), Volker (14) und Wiltrud (12) mit von der Partie. Über die Ausfahrt Oberhaching geht es nach Grünwald. Dort setzt sich erstmals Berthold, der erst zwei Tage zuvor den Führerschein gemacht hat, ans Steuer. Wegen Ferienbeginn vermeiden wir die stauanfällige Autobahn und fahren auf Landstraßen über Egling - Bad Tölz - Lenggries zum Achensee; dort wieder Fahrerwechsel. Durch die Ortschaften im Inntal und durch Innsbruck geht es weiter auf der Landstraße zum Brenner. In Matrei am Brenner muss noch eingekauft werden. Dies dauert sehr lange (eine halbe Stunde), was mich sehr ärgert, da man den Einkauf auch am Vortag erledigen kann. Die Zimmervermittlung schließt um sieben Uhr. Um diesen Termin einzuhalten, bleibt nichts anderes übrig, als ab Brenner (gegen 14 Uhr) stur auf der Autobahn durchzufahren. Der Apenninübergang zwischen Bologna und Florenz ist sehr kurvenreich und wird deshalb derzeit durch eine komplett neue Linienführung ersetzt. Die Strecke ist dreispurig ausgebaut (je Richtung), die Tunnels sind jedoch nur zweispurig. - Kurz nach sechs verlassen wir die Autobahn an der Ausfahrt Firenze Certosa (ab Brenner EUR 24.60), dann geht es auf der vierspurigen Schnellstrasse weiter nach Colle di Val d'Elsa. Kurz vor sieben sind wir in der Zimmervermittlung und bekommen den Schlüssel zur Ferienwohung. Diese liegt in einem etwa 500 Jahre alten Gebäude in der Oberstadt, die nur mit Sondergenehmigung befahren werden darf. Vor dem Dom stellen wir das Auto ab und schleppen unser Gepäck noch 200 m weiter in die Wohnung. Es gibt zwei Schlafzimmer, eine kleine Küche und ein Wohnzimmer; dieses hat überhaupt keine Fenster. Zur Wohnung gehört ein kleiner Garten oberhalb der Stadtmauer. Die Pflaumenbäume blühen bereits. - Zum Abendessen steigen wir ab in die Unterstadt und kehren ein in einer Pizzeria (35 EUR).
Wanderung bei San Gimignano (04.04.2004 / WF) | ||
San Gimignano (04.04.2004 / WF) |
Palmsonntag, 04.04.: Schönes Wetter. Wir können erstmals in diesem Jahr im Garten frühstücken und feiern dort den 15.Geburtstag von Volker Ulrich. - Am Vormittag nehmen wir an der Prozession zum Palmsonntag teil, welche an der Kirche Sta. Catharina beginnt und zum Dom zieht. Als Palmwedel werden Zweige der Ölbäume verteilt. - Anschließend besichtigen wir die Oberstadt von Colle di Val d'Elsa. Wegen Palmsonntag haben ausnahmsweise die Geschäfte in der Unterstadt geöffnet. - Nach dem Mittagessen (in der Wohnung) fahren wir 10 km weit bis ins Tal unterhalb von San Gimignano und beginnen dort eine im Reiseführer "Christoph Hennig, Wandern in der Toscana (DuMont-Verlag)" beschriebene zweistündige Wanderung, welche mit schöner Aussicht auf San Gimignano schließlich in diesen Ort hineinführt, der durch seine 17 erhaltenen Geschlechtertürme aus dem Mittelalter in ganz Europa einzigartig ist und auch als das "Manhattan des Mittelalters" bezeichnet wird. Zusammen mit Pisa, Lucca, Florenz und Siena zählt er im Grünen Michelin-Reiseführer zu den fünf Drei-Sterne-Sehenswürdigkeiten in der Toskana. Dementsprechend ist die Stadt am Sonntag Nachmittag von Besuchermassen überlaufen. Berthold trifft einen früheren Kameraden aus dem Studienseminar in Traunstein, mit dessen Eltern wir uns längere Zeit unterhalten. Im letzten Tageslicht steigen wir auf einer kaum befahrenen Straße zu unserem Auto ab und fahren heim. Geparkt wird auf einem öffentlichen Parkplatz, 500 m von der Ferienwohnung entfernt; die Parkplätze sind immer sehr knapp.
Siena, Marktplatz (Campo) (05.04.2004 / WF) |
Siena, Rathaus (05.04.2004 / WF) |
Montag, 05.04.: Heute geht es nach Siena, das nur etwa 20 km entfernt ist. Zunächst machen wir Station in Monteriggioni. Diese Kleinstadt hat heute nur noch 90 Einwohner, ist aber von einer komplett erhaltenen Stadtmauer mit 14 Türmen umgeben. Auf der Innenseite sind die Türme offen, damit sich kein Eindringling darin verschanzen kann. Der Ort wurde als Grenzfestung von Siena gegen Florenz angelegt und liegt auf einem Hügel, was einen malerischen Anblick ergibt.
In Siena macht sich Berthold selbständig. Es geht zunächst etwa einen Kilometer durch eine mittelalterliche Vorstadt, bevor wir das Stadtzentrum erreichen, den "Campo" vor dem Rathaus, einen der schönsten Plätze Italiens. Dort essen wir in einem Selbstbedienungsrestaurant ("Ristorante Ciao"), bezahlen aber auch dort für vier Personen 32 EUR, obwohl jeder nur einen Teller zu sich nimmt. Üblich sind dagegen zwei Gänge, Primo und Secondo Piatto; als erster Gang meist ein Nudelgericht, aber eine kleine Portion, als zweiter Gang ein Fleischgericht; Beilagen werden separat berechnet, dazu kommt immer noch ein Aufschlag von ein bis zwei Euro je Person für "Pane e Coperto", Brot und Gedeck. - Später wird auch noch der wunderschöne Dom besichtigt. Im Innern geht es zu wie in einer Markthalle. An den Eingängen sind Drehkreuze zum Zählen der Besucher angebracht. Wenn 700 Leute drin sind, wird niemand mehr hereingelassen. Am Montag Nachmittag waren immerhin 600 Leute drin.
Um halb sechs verlassen wir Siena und fahren in nördlicher Richtung auf kurvenreicher Strecke durch das Chianti-Weinbaugebiet nach Castellina in Chianti. Dies ist ein hochgelegener romantischer Ort im Zentrum des Weinbaugebietes, mit einer Gasse, welche durch Gewölbe führt. Von dort geht es über eine lange Gefällstrecke zurück nach Colle di Val d'Elsa.
Berthold versucht vergeblich, das mitgebrachte Rad voll einsatzfähig zu machen, was jedoch nicht gelingt. Von einem Zurückradeln über die Alpen kann damit keine Rede mehr sein.
Kirchenruine San Galgano (06.04.2004 / WF) | |
Massa Marittima (06.04.2004 / WF) |
Dienstag, 06.04.: Gleich am Morgen muss ich mich wieder aufregen, weil der Tag mit einem halbstündigen Einkauf in einem Supermarkt beginnt. Meiner Meinung nach hätte man dies auch abends erledigen können und nicht während der besten Touristenzeit. Dazu zählen die Vormittagsstunden bis zwölf und nachmittags wieder von drei bis sieben. Am frühen Nachmittag sind Kirchen und Geschäfte größtenteils geschlossen. - Es gibt nur wenige Supermärkte, diese jedoch teilweise mit besserer Auswahl als in München, insbesondere an Frischware. Beim Anstehen an den Theken muss man eine Nummer ziehen. Auch mehr als zwei Jahre nach der Euro-Einführung sind die Preise zusätzlich in Lire ausgezeichnet. - Schließlich geht es um halb elf los nach Südwesten in Richtung Meer.
Der erste Halt wird eingelegt in San Galgano, einer einsam gelegenen riesigen gotischen Kirchenruine, bekannt als "die Abtei ohne Dach". Dort machen wir eine einstündige Wanderung zur Einsiedelei auf dem Monte Siepi (Oratorio di San Galgano); Berthold begleitet uns auf dem Fahrrad. Im Verkaufsladen liest Anneli den Kindern längere Zeit aus den dort aufliegenden Büchern vor, was der Verkäuferin sauer aufstößt. Sie meint, man würde am Kiosk doch auch nicht aus der Zeitung vorlesen und diese dann doch nicht kaufen. - Ich sage zu Anneli, eigentlich habe die Verkäuferin recht, und sie solle ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl zeigen. - Es geht weiter nach Massa Marittima, nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls in der Toskana gelegenen Massa bei Carrara. Trotz ihres Namens liegt die Stadt 20 km vom Meer entfernt. Gegründet wurde sie vom Bischof der am Meer gelegenen Stadt Popolonia. Wegen der Sarazenenüberfälle wurde der Bischofssitz im achten Jahrhundert verlegt und dazu die Stadt Massa Marittima auf einem 200 m hohen Hügel neu angelegt. - Es gibt dort einen wunderschönen Marktplatz, und dort konnten wir im Freien zu Mittag essen (42 EUR, aber die Portionen waren sehr bescheiden). - Anschließend Weiterfahrt ans Tyrrhenische Meer nach Follónica. Wir halten uns eine Stunde am sehr schönen Sandstrand auf, welcher gerade für die Saison hergerichtet wird, und fahren dann auf der vierspurigen, aber mautfreien SS1 (Strada Statale) Via Aurelia nach Norden, mit Blick zur Insel Elba. In San Vincenzo legen wir nochmals einen Halt ein; das Meer ist sehr stürmisch. Durch eine fünf km lange Zypressenallee erreichen wir den mittelalterlichen Ort Bolgherí. Dann geht es weiter im Tal der Cesena bis nach Saline di Volterra. Die Stadt Volterra liegt dagegen auf einem 500 m hohen Hügel. Unser Weg führt durch Volterra. Es wird aber bereits dunkel, deshalb verschieben wir den Besuch und fahren weiter ins 30 km entfernte Colle di Val d'Elsa, wo wir gegen halb neun ankommen.
Paradiespforte am Baptisterium beim Dom von Florenz (07.04.2004 / WF) |
Florenz, Piazza della Signoria (07.04.2004 / WF) |
Mittwoch, 07.04.: Heute steht der Besuch von Florenz auf dem Programm. Das Wetter ist regnerisch, und durch heftige Schauer chauffiert uns Berthold über die Schnellstraße nach Florenz. In der Nähe der Porta Romana wird das Auto am Straßenrand eingeparkt. Dann geht es am Palazzo Pitti vorbei zum Ponte Vecchio und zu den Uffizien. Vor dieser Gemäldegalerie wartet eine unabsehbare Schlange auf Einlass. Berthold macht sich wieder selbständig. Vor dem Palazzo Vecchio treffen wir Bekannte aus München. Diese haben sich für den Besuch der Uffizien einen Termin geben lassen. Wir schauen uns die Türen vom Baptisterium an. Vor allem die Paradiespforte ist heftig umlagert. Die Kinder haben Hunger, deshalb ziehen wir an San Lorenzo vorbei in Richtung Markthalle und können dort billig essen, müssen die Halle jedoch durch den Hinterausgang verlassen, da dort um vierzehn Uhr bereits Feierabend ist. Anschließend teilen wir uns nochmals auf; Wiltrud bleibt bei mir. Ich schaue mich im Bahnhof um, danach besichtigen wir die Kirche Santa Maria Novella mit allen Einzelheiten. Wir ziehen weiter zum Dom, kommen aber nicht mehr hinein, weil dieser bereits um halb fünf geräumt wird. Dafür haben wir mehr Glück mit dem Bargello, dem Skulpturenmuseum in einem alten Florentiner Stadtpalast. Ohne die 7 EUR Eintritt zu bezahlen gehen wir hinein und werden auch nicht aufgehalten. Um sechs trifft man sich vor der Loggia dei Lanzi, dem Vorbild der Münchner Feldherrnhalle. Anneli war mit Volker auf der Domkuppel (mit zweimal 6 EUR Eintritt). Der Rückweg zum Auto dauert nochmals eine Stunde. Auf der Rückfahrt wird im coop-Markt in Poggibonsi eingekauft.
Wanderung von Colle di Val d'Elsa nach San Gimignano (08.04.2004 / WF) |
Gründonnerstag, 08.04.: Das Wetter hat sich gebessert, und wir können wieder im Freien frühstücken. Danach mach ich mich alleine auf die 12-km-Wanderung nach San Gimignano, genauso, wie sie im Wanderführer beschrieben ist. Unterwegs überhole ich ein Paar, das mit demselben Buch unterwegs ist. Um eins treffen wir uns auf der Piazza della Cisterna in San Gimignano. Die Damen wollten eigentlich auf den Markt, aber dieser wird bereits abgebaut. Dafür treffen wir nochmals die Eltern von Bertholds Kameraden aus dem Studienseminar. Gegen zwei Weiterfahrt auf bergiger Strecke nach Volterra, vorbei an einem riesigen modernen Gefängnisneubau. Bei der Stadtbesichtigung gibt es immer wieder Ärger, weil Anneli nach Meinung von Berthold zu häufig vor den Geschäften stehen bleibt. Wir kommen an der Linus-Kirche vorbei. Linus war der zweite Papst, der Nachfolger von Petrus, und stammt aus der alten Etruskerstadt Volterra. Schließlich verlieren wir Berthold. Ich wandere alleine durch die westliche Vorstadt zu den Felsabbrüchen, genannt Balze, die für Volterra charakteristisch sind. Dies dauert länger als erwartet, und mit Verspätung trifft man sich auf dem Hauptplatz. Ein wichtiger Wirtschaftszweig in Volterra ist die Verarbeitung von Alabaster. Als Souvenir wird für 60 EUR eine Alabaster-Lampe gekauft. Wegen der fortgeschrittenen Zeit kann die vorgesehene Wanderung nicht mehr in voller Länge durchgeführt werden. Ich mache mich mit Wiltrud alleine auf den Weg. Der Verlauf ist kompliziert, aber im Wanderführer in allen Einzelheiten beschrieben, sogar dass bei einem bestimmten Hof ein Hund auf einen zuläuft, aber friedlich ist. Zur Abkürzung weiche ich vom Weg ab. Wir stossen auf einen Hof, und ein großer Hund läuft auf uns zu. Wir ziehen uns zurück und umgehen den Hof oberhalb. An einer Abzweigung treffen wir auf die andern, die dort auf uns gewartet haben. Berthold ist sauer, weil er seiner Meinung nach zu oft auf die andern warten musste.
Certaldo (09.04.2004 / WF) |
Karfreitag, 09.04.: Ein grauer Regentag. Deshalb kommt ein Ausflug in die weiter entfernte südöstliche Toskana nach Pienza und Montepulciano nicht in Frage. Wir beschränken uns auf die nähere Umgebung und fahren nach Certaldo, ebenfalls im Elsatal gelegen. Kurz vor der Mittagspause (von eins bis fünf) können wir in einer guten Bäckerei einkaufen; der Karfreitag ist in Italien ein ganz normaler Werktag. Wir steigen hinauf in die museal erhaltene Oberstadt und besichtigen das Grab von Boccacio, einem Dichter aus dem 14.Jahrhundert. Die Unterstadt ist mit der Oberstadt mit einer modernen Standseilbahn verbunden. Diese hat nur ein einziges Fahrzeug. Am anderen Seilende hängt ein Gegengewicht, welches unter dem Wagen hindurch gleitet. - Wir kehren in einer von außen kaum erkennbaren einfachen Taverna ein, aber auch dort kostet das Essen trotz bescheidener Portionen 53 EUR.
San Miniato al Tedesco (09.04.2004 / WF) |
Nach einem kurzen Halt in Castel Fiorentino erreichen wir Vinci, den Geburtsort von Leonardo da Vinci. Den teuren Eintritt ins Museum sparen wir uns. Mit Anneli wandere ich durch Ölbaumfelder ins hoch oben am Monte Albano gelegene Geburtshaus. Der Eintritt ist frei; außer italienisch- und englischsprachigen Beschreibungen gibt es dort auch nichts zu sehen. Für die zahlreichen deutschsprachigen Besucher hat man nichts übrig. Im Gästebuch finden wir den Eintrag der Bekannten, die wir in Florenz getroffen haben. - Wir überqueren wieder den Arno und machen nochmals Halt in San Miniato al Tedesco. Vom Burghügel hat man eine schöne Aussicht auf die Ebene im Arnotal und auf die Stadt, die sich jeweils auf dem Kamm einer Hügelkette in mehrere Richtungen in die Landschaft hinein erstreckt. - Auf gebirgigen Straßen geht es über San Gimignano zurück nach Colle di Val d'Elsa.
Abteikirche Monte Oliveto Maggiore südlich von Siena (10.04.2004 / WF) |
Karsamstag, 10.04.: Wir müssen die Wohnung räumen, da sie in der nächsten Woche belegt ist. Zum Einladen hole ich das Auto her und parke es in der engen Straße vor der Wohnung. Ausgerechnet jetzt kommt die Müllabfuhr, und das Auto muss wieder weggefahren werden. Während ich mit Packen beschäftigt bin, setzt sich Berthold ans Steuer, rollt aber zurück und bleibt mit dem linken Rückspiegel an der Mauer hängen. Die Halterung zerbricht, der Spiegel bleibt am Kabel hängen. Mit Klebebändern und unterlegten Schachteln befestigen wir den Spiegel so, dass er noch einigermaßen verwendbar bleibt. Zur Strafe darf Berthold zwei Tage lang nicht mehr das Auto lenken. - Um zehn sind wir fertig und melden uns bei der Zimmervermittlung. Für Strom und Gas müssen wir bescheidene 9.10 EUR bezahlen. Es steht zur Debatte, dass wir noch einige Tage in der Gegend bleiben. Es werden uns zwei Objekte für drei bzw. vier Tage angeboten. Das eine ist zu abgelegen, das andere zu teuer. Anneli und Volker wollen zurück nach München, die andern eher nicht. Ich fahre los Richtung Siena - Arezzo. Schon nach kurzer Fahrt meldet Wiltrud, dass sie an Ostern eigentlich nicht in München sein möchte. Wir halten zweimal an und überlegen, ob man eines der Angebote der Zimmervermittlung annehmen soll. Schließlich fahren wir doch weiter, an Siena vorbei. Da es für Anneli erst am Ostermontag in München Termine gibt, beschließe ich, dass man doch wenigstens einen Tag dranhängen könne. Deshalb verlasse ich östlich von Siena die Straße nach Arezzo und biege nach rechts ab. Durch die Hügellandschaft der Crete kommen wir nach Asciano und zur Abtei Monte San Oliveto Maggiore.
Wiltrud in der kahlen Hügellandschaft der Crete zwischen Siena und Asciano (10.04.2004 / Berthold Fischer) |
Abteikirche Sant'Antimo (10.04.2004 / WF) |
Leider ist von zwölf bis drei Uhr geschlossen, so dass wir sie nur von aussen besichtigen können. In Buonconvento müssen wir zu meiner Freude an einem Bahnübergang die Durchfahrt eines Triebwagens abwarten und erreichen in diesem Ort die von Siena nach Rom führende SS2 (Strada Statale), die Via Cassia. Schon nach wenigen Kilometern biegen wir von der Schnellstraße nach rechts ab und fahren ins hochgelegene Montalcino. Zu unserer Überraschung ist der Ort von Touristen völlig überlaufen. Man hat dort oben, 300 m über dem hügeligen Umland, einen freien Blick auf das ebenfalls hochgelegene, etwa 30 km entfernte Siena, und weiter bis zu den schneebedeckten Höhen des Apennin. Bei der Weiterfahrt nehmen wir drei Wanderer aus dem Rheinland als Anhalter mit bis zu der völlig abseits gelegenen Abtei Sant'Antimo, einer herrlichen Kirche im romanischen Basilikastil nach französischen Vorbildern. Allerdings ist der Ort am Tag vor Ostern völlig überlaufen. Die Zufahrtstrecke ist auf knapp einem km Länge zugeparkt, und eine dienstbeflissene junge Polizistin von der Polizia Municipale schreibt eifrig Protokolle. Auf der Wiese vor der Kirche lagern etliche Gruppen von Pfadfindern, dazwischen Augustiner-Chorherren im weißen Ornat. - Ab hier verliert sich der Touristenstrom, und man sieht kaum mehr ein Auto mit deutschem Kennzeichen. Beim Bahnhof Monte Amiato wird der Fluss Orcia überquert. Die Bahnstrecke wird offensichtlich nicht mehr regelmäßig befahren, aber es steht eine Garnitur musealer Wagen im Bahnhof. Auf sehr kurvenreicher Straße geht es weiter nach Abbadia di San Salvatore, einem großen Kurort in 800 m Höhe am Osthang des Monte Amiato (1738 m); zuvor kurze Kaffeepause in Vico d'Orcia. Dann geht es über Piancastagnàio ("Kastanienebene") steil hinunter zur Via Cassia, vorbei an riesigen Gewächshäusern, welche die größten Italiens sein sollen und mit der Erdwärme des erloschenen Vulkans Monte Amiato beheizt werden. Wir verlassen die Toskana. Da die Zeit drängt, fahren wir ohne Halt weiter nach Bolsena am gleichnamigen See. Unterwegs ruft German an und teilt mit, dass er keine Billigfahrkarte für den Nachtzug nach Rom mehr bekommen habe. An einem Campingplatz fragen wir nach Unterkunftsmöglichkeit und werden an die "Pensione Italia" in der Altstadt verwiesen. Wir haben Glück und bekommen zwei Zimmer mit zwei und drei Betten, zusammen für 100 EUR (ohne Frühstück). Wenn ich keinen "Scontrino fiscale" (Quittung) benötige, gibt es die Übernachtung für 90 EUR, bietet mir die Vermieterin an. - Wir spazieren in der Dämmerung zum See, wo wir vereinbarungsgemäß Berthold treffen. Wiltrud dreht am Hafen ein paar Runden mit Bertholds Rad und bekommt dabei gleich wieder einen Platten. Wir essen in einer Pizzeria, wo es wegen Fußballübertragung sehr laut zugeht. Dafür kostet ein Liter Tischwein nur drei Euro.
Rom, Petersdom (11.04.2004 / WF) | ||
Rom, Piazza Navona (11.04.2004 / WF) |
Ostersonntag, 11.04.: Anneli jammert, dass es heute nicht einmal ein Osterfrühstück gibt. Um neun Uhr verlassen wir nüchtern die Pension in Bolsena. Jetzt geht wieder die Diskussion los, wie es weitergeht. Zur Auswahl stehen Rom oder die Rückfahrt nach München über Orvieto - Perugia. Ich halte mich heraus; Anneli weigert sich, eine Entscheidung zu treffen, mit der Begründung, man würde ja doch nicht auf sie hören. Berthold kündigt an, dass er sich selbständig macht und mit dem Fahrrad nach Rom weiterfährt; bis dorthin sind es noch 120 km. Weil es keinen Entschluss gibt, beschimpft er uns heftig als die größten Penner von Baden-Württemberg, und er beginnt, sein Fahrrad zu flicken. Ich gehe mit Volker zum Kaffeetrinken in die Stadt. Als wir zurückkommen, sagt Anneli schließlich, wir sollten jetzt doch nach Rom weiterfahren; es sei ihr auch zu viel, spät nachts nach München zurückzukommen, am Vormittag in der Kirche zu singen und am Nachmittag Besuch zu empfangen (die Verwandtschaft aus Glücksburg war auf der Durchreise und hatte sich angemeldet). - Es dauert noch eine Viertelstunde, bis das Fahrrad repariert ist. Kurz vor zehn kommen wir los. Angepeilt wird der Papstauftritt mit dem Segen "Urbi et Orbi" um zwölf Uhr auf dem Petersplatz, und wir kommen auch gerade noch recht, trotz teilweiser zäher Fahrt auf der kaum ausgebauten Via Cassia mit vielen Ortsdurchfahrten und langsamen Wohnmobilen. In der Nähe der Engelsburg wird das Auto abgestellt, und wir eilen hinüber zum Petersplatz. Es gibt massive Absperrungen. Nach dem Segen fährt der Papst im Papamobil durch die Menge. Berthold macht sich selbständig. Wir essen in einem Selbstbedienungsrestaurant. Danach besichtigen wir längere Zeit den Petersdom. Vor dem Betreten wird man wie auf dem Flughafen mit Detektoren durchsucht. Gegen halb vier ziehen wir weiter und durchqueren die Innenstadt von Rom auf der Strecke Engelsburg - Piazza Navona - Pantheon - Trevi-Brunnen - Quirinal - Denkmal Vittorio Emanuele. Vor allem am Trevi-Brunnen gibt es Unmassen von Touristen. Es gibt nur wenig Autoverkehr, ganz anders als bei früheren Besuchen; mein letzter Rom-Aufenthalt liegt 25 Jahre zurück. Es gibt ausgedehnte Fussgängerzonen. - Um acht war das Treffen mit Berthold vereinbart an der Spanischen Treppe. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen. Wir hatten noch kein Quartier. Anneli hatte einige Telefonnummern dafür aufgeschrieben, die jedoch nicht funktionierten. Daraufhin habe ich bei der Jugendherberge angerufen und erfahren, dass wir kommen könnten. Bei strömendem Regen sind wir zum Auto zurück marschiert, das nicht einfach zu finden war. Wenn man bei Regen ohne Schirm herumläuft, wird man pausenlos von Pakistanis belästigt, welche Schirme verkaufen wollen. - Über den Petersplatz sind wir zur Jugendherberge gefahren. Diese liegt im ehemaligen Olympiagelände im Norden von Rom, vom Tiber nur durch die Haupteinfallsstraße getrennt. Übernachtungspreis 17 Euro pro Person und Nacht, mit bescheidenem Frühstück. Leider gibt es keine Familienzimmer. Die Anmeldung war sehr umständlich und hat eine halbe Stunde gedauert. Mit den Zimmern hatten wir Pech: Ich war mit Volker und Berthold zwar alleine in einem Sechserzimmer, aber vor dem Fenster tobte unablässig der Verkehr. Bei Anneli (mit Wiltrud) hat dagegen die Tür geknarzt. Im Zimmer gab es einige Spätheimkehrer, und sooft jemand das Zimmer betreten hat, ist man dabei aufgewacht.
Rom, Kolosseum mit Konstantinsbogen (12.04.2004 / WF) |
Ostermontag, 12.04.: Berthold macht sich mit dem Rad wieder selbständig, die anderen nehmen den nächsten Bus. Die meisten Leute steigen an der U-Bahn-Station Ottavia aus, deshalb auch wir, und wir sehen, dass wir schon in der Nähe des Vatikans sind. Wir überqueren den Petersplatz. Die Schweizergarde, heute im dunklen Regenmantel, gewährt uns Einlass zum Camposanto Teutonico, dem Friedhof für deutsch- und niederländischsprachige Rompilger unmittelbar am Petersdom. Dort halten wir uns längere Zeit auf und schliessen uns einer deutschsprachigen Führung an. Kurz nach zwölf wollen wir eine Kirche besichtigen, aber dort ist schon wieder Mittagspause. Wir überqueren den Tiber, essen eine Kleinigkeit und kommen zum Campo dei Fiori und zum Palazzo Farnese. Wir überqueren die Tiberinsel, kommen am Ponte Rotto, einem nutzlos herumstehenden Brückenbogen, vorbei, und erreichen dann die Sehenswürdigkeiten aus römischer Zeit: zunächst den Circus Maximus, dann geht es durch das Forum Romanum zum Konstantinsbogen und zum Kolosseum.
Rom, Herkules-Tempel mit Santa Maria in Cosmedin(12.04.2004 / WF) |
Inzwischen ist es schon wieder Abend geworden. Auf dem Weg zur Lateransbasilika entdecken wir die Kirche San Clemente, in der sich viele Touristen aufhalten, und kommen schließlich zur päpstlichen Basilika San Giovanni in Laterano. Dort findet eine Abendmesse statt, danach wird die Kirche geräumt. Die andern sind müde und fahren mit U-Bahn und Bus zurück zur Jugendherberge. Ich lege den weiten Weg zu Fuß zurück und komme dabei an der noch geöffneten päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore vorbei. Dann geht es über Stazione Termini - Piazza Nazionale - Piazza Barberini - Trinità dei Monti - Spanische Treppe zur wunderschönen Piazza del Popolo. Von dort geht es durch neuzeitliche Wohnviertel. Nach einer halben Stunde Fußmarsch bin ich kurz nach zehn in der Jugendherberge. Volker und Berthold lesen im Bett, wissen aber nichts von einem Zeitpunkt, zu man sich am nächsten Morgen treffen will.
Ravenna, Grabmal des Westgotenkönigs Theoderich (13.04.2004 / WF) |
Dienstag, 13.04.: Als ich kurz nach sieben gerade das Zimmer verlassen will, um ins Bad zu gehen, steht Anneli vor der Tür und fragt gereizt, ob wir denn verschlafen hätten. - Nach diesem unschönen Auftakt und dem Frühstück sind wir um acht fertig für die Abreise. Jedoch hat Wiltrud noch eine Tasche im Zimmer. Dieses ist abgeschlossen, und es dauert nochmals zwanzig Minuten, bis wir losfahren können. Wegen der schlechten Quartiersituation hatten wir den Aufenthalt nicht nochmals verlängert, was jedoch hinterher bedauert wurde. - Schon nach wenigen Minuten haben wir das Stadtgebiet von Rom verlassen. Es ging weiter auf der SS3, der Via Flaminia. Auf dieser bleiben wir bis Umbrien. Dort können wir eine mautfreie Autobahn benutzen, die im Tal des Tiber und über den Apennin bis nach Ravenna führt. Nach zweieinhalbstündiger Fahrt fahren wir ins hochgelegene Perugia hinauf. Wir besichtigen die Stadt. Ich zeige die Ausländeruniversität, an der ich im September 1971 einen Monat lang studiert hatte; seither war ich nicht mehr hergekommen. - Wir kaufen einige Pizzaschnitten und fahren bei regnerischem Wetter weiter bis nach Ravenna. Die Apenninüberquerung ist bei dieser Autobahn wesentlich besser ausgebaut als auf der Strecke Florenz - Bologna. In Ravenna besichtigen wir die 5 km außerhalb gelegene Basilika San Apollinare in Classe, mit herrlichen Mosaiken aus der Zeit um 550, sowie das Grabmahl von dem Westgoten-König Theoderich. Auf der Landstraße geht es in nördlicher Richtung weiter Richtung Venedig. Plötzlich ist die freie Fahrt zu Ende, und vor uns befindet sich eine unabsehbare Autoschlange. Vorne war nämlich ein Lkm samt Anhänger ins Schleudern gekommen und umgekippt. So haben wir eine halbe Stunde Zeit verloren, bis wir endlich abbiegen können nach Lido di Spina, das jedoch ziemlich ausgestorben ist: ein reiner Badeort, und die Saison hat noch nicht begonnen. Beim etwas nördlicher gelegenen Porto Garibaldi biegen wir von der Küstenstraße Richtung Ferrara ab.
Comacchio (13.04.2004 / WF) |
Einen letzten Halt legen wir ein in Comacchio, einer von Kanälen und Brücken durchzogenen Kleinstadt am Rand einer Lagune. Dort werden für je 7 EUR zwei Wellensittiche gekauft, die wir in Transportkäfigen mitgenommen haben. Ich habe den Vogelhändler gefragt, ob man diese Vögel essen könne. Er hat diese Frage tatsächlich ernst genommen und gemeint, sie schmeckten gut, es sei aber nicht viel dran. - Wegen einer gesperrten Autobahnauffahrt müssen wir uns über Provinzstraßen zu einer anderen mautfreien Autobahn durchschlagen, der Transpadania, die von Ferrara in nordwestlicher Richtung nach Verona führt und kaum befahren ist. Berthold lenkt bis zur Mautstelle Verona West (Ovest); dort sind wir nachts um neun, dann setze ich mich wieder ans Steuer. Bis zum Brenner (kurz nach elf) 12.80 EUR Mautgebühr (220 km), dann auf der alten Brennerstraße bis südlich Innsbruck, jetzt wieder (ohne Vignette) auf der Autobahn über Kufstein nach München (Ankunft um halb zwei; ab Rom: 1007 km, gesamte Fahrstrecke: 2528 km).
Tourenbuch Wolfgang Fischer, 81541 München wf@wrfm.de |