Wanderferien in Klosters im Prättigau (September 2004)
Obwohl die Entfernung von München nach Graubünden weniger als 300 km beträgt, also weniger als manche innerbayrische Strecke, war ich bisher kaum in diesen Kanton gekommen. Zum ersten Mal war ich 1969 dort; damals bin ich von Oberitalien nach Freiburg über die Berninabahn zurückgefahren. Ein Jahr später war ich mit Rudolf Hirschmiller mit dem Auto in St.Moritz und Chur. Dann gab es noch einen Busausflug nach Samnaun, welches nur über österreichisches Gebiet (Inntal oberhalb Landeck) erreichbar und deshalb zollfreies Gebiet ist. Im Juni 1990 war ich zusammen mit dem damals sechsjährigen German mit einer Euro-Domino-Fahrkarte in der Schweiz unterwegs; damals sind wir von Chur über Disentis, Oberalp- und Furkapass nach Zermatt gefahren. Seither hatte ich den Plan, auch mal das restliche Netz der Rhätischen Bahn kennenzulernen.
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Unsere Ferienwohnung in Klosters Dorf, mit Anneli | |
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Graubünden (© DuMont Reiseverlag, Köln)
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Zum Bahnfahren wird der Regionalpass Graubünden angeboten: drei Tage (innerhalb von zehn Tagen) Benutzung von Bahn, Bus und Bergbahnen, an den übrigen Tagen halber Preis oder Zukauf von jeweils zwei weiteren Tagen freier Fahrt für 50 Franken. Jugendliche bis 16 in Begleitung der eigenen Eltern fahren kostenlos mit, hiess es im Angebot, für welches ich mich dann näher interessiert habe.
Am Donnerstag, dem 2.September, habe ich der völlig überraschten Anneli erzählt, dass ich nach Graubünden fahren werde, und ihr angeboten, gemeinsam in der letzten Woche der Schulferien dorthin zu fahren, womit sie schliesslich einverstanden war. Wiltrud und Volker sollten mitkommen; Volker war in den Sommerferien bisher noch kaum verreist, abgesehen von einer dreitägigen Klettertour in Pottenstein in der Fränkischen Schweiz. Er wollte jedoch nur mitkommen, wenn auch andere Kinder mitkommen würden. Wiltrud hatte wenig Interesse, weil sie erst am Dienstag Abend aus St.Peter-Ording zurückgekommen war.
Bei der Rückfahrt hatte sie beim Einsteigen in Heide / Holstein vergessen, ihre Reisetasche aus dem Schließfach zu holen und mitzunehmen. Diese war noch nicht geliefert, und so fehlten wichtige Utensilien. Deshalb wurde bei Volkers Vetter Linhardt Froelig in Ellwangen angefragt, ob er Lust habe, uns zu begleiten. Seine Mutter hatte jedoch Bedenken, da wir noch kein Quartier hatten und es mit der Fahrkarte Probleme geben könnte, da die Freifahrt nur für eigene Kinder gilt und Linhardt dummerweise einen anderen Nachnamen hat (und außerdem ein Geburtsdatum, sechs Wochen vor Wiltrud, welches für eigene Kinder schlecht darstellbar wäre).
Am Samstag, den 04.09., sollte die Fahrt dann losgehen. Aus Ellwangen wurde telefonisch mitgeteilt, dass Linhardt jetzt doch gerne mitkommen wolle. Jetzt zögerte Anneli jedoch wieder, ob sie mitfahren wollte oder ob ich alleine mit Wiltrud, Linhardt und Volker verreisen sollte. Das habe ich aber abgelehnt. Erst gegen Mittag war dann die Besetzung klar, wer nach Graubünden mitkommt. Als Standort hatte ich Klosters ausgesucht, da es seit Eröffnung des Vereina-Tunnels 1999 einen Bahnknotenpunkt bildet und dadurch gute Anschlüsse in verschiedene Richtungen hat. Und erst jetzt konnte ich mich nach einem Quartier umsehen und habe beim Verkehrsamt angerufen; aber dort war jetzt Mittagspause.
Gegen ein Uhr nachmittags waren wir schließlich reisefertig. Als wir gerade losfahren wollten, kam die Paketpost und hat die in Heide / Holstein vergessene Reisetasche von Wiltrud für 12 EUR ausgeliefert. Wir haben Linhardt mitgeteilt, er solle ein Schülerferienticket Baden-Württemberg kaufen (21 EUR) und mit diesem nach Lindau fahren. Berthold fuhr als Fahrer mit uns mit, weil er noch am selben Abend von Klosters zur Silvretta-Hütte aufsteigen wollte. Mechthild hatte dagegen ihren Dickkopf durchgesetzt und wollte sich unbedingt in London mit einer Klassenkameradin treffen; dafür hatte sie einen Flug bei Ryanair gebucht, welcher am Sonntagmorgen zu unchristlicher Zeit (06:20) in Hahn startete (Rückflug 70 EUR); dazu musste sie am Samstag Abend mit Nahverkehrszügen (Schülerferienticket Bayern, 30 EUR) nach Frankfurt fahren und nachts um 03:30 mit einem Bus (12 EUR) weiter nach Hahn (im Hunsrück). - Mechthild wurde beauftragt, nach der Mittagspause mit dem Verkehrsamt in Klosters zu telefonieren und eine Ferienwohnung ausfindig zu machen.
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Linhardt, Volker und Wiltrud in Lindau am Hafen |
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Peterskirche in Rankweil (Vorarlberg) |
Wir fuhren auf der A96 Richtung Lindau. Unterwegs erhielten wir einen Anruf, Linhardt habe beim Umsteigen vom Schienenersatzverkehr in Heidenheim einen Zug verpasst und könne jetzt erst gegen sechs nach Lindau kommen. Damit war klar, dass Berthold heute nicht mehr zu seiner Hütte kommen würde. Da wir jetzt etwas Zeit hatten, wollten wir in einem Weiher zwischen Leutkirch und Wangen baden. Leider gab es vor dem einspurigen Abschnitt einen langen Rückstau, der uns eine halbe Stunde Zeit gekostet hat. Die Ausfahrten waren auch anders, als sie auf meiner topographischen Karte dargestellt waren. Gebadet wurde dann im Wuhrmühleweiher zwischen Kisslegg und Waltershofen. Dort erhielten wir einen Anruf von Mechthild betreffs Ferienwohnungen für fünf Personen in Klosters. Es gab drei Angebote. Wir beauftragten Mechthild, dort nachzufragen und dabei mit dem billigsten Angebot zu beginnen. Schliesslich konnte die Anmietung eines Quartiers vereinbart werden; dieses war jedoch erst am Sonntag frei. Wir mussten also unterwegs übernachten oder nach München zurückfahren.
Nach kurzem Aufenthalt in Wangen kamen wir kurz nach fünf in Lindau an und holten Linhardt am Bahnhof ab. Er war jetzt über Kempten gefahren, wo sein Schülerferienticket Baden-Württemberg eigentlich nicht gilt, und deshalb doch etwas schneller als zunächst angekündigt in Lindau angekommen. Nach einem Bummel zum Löwen am Hafen und durch die Altstadt habe ich mich dafür entschieden, in der nächsten freien Jugendherberge zu übernachten. Darüber war Berthold sauer; er sei nur mitgekommen, damit er möglichst schnell von Klosters in die Silvretta kommt, und wir seien die letzten Penner. Mit dem nächsten Zug um 18:34 ist der dann mit seinem schweren Rucksack und Schülerferienticket Bayern nach München zurückgefahren.
Anschließend haben wir in der JH Lindau nach einer Übernachtungsmöglichkeit gefragt. Es wurde uns ein Viererzimmer mit Beistellbett angeboten. Über den hohen Preis von 20 EUR / Person plus Kurtaxe, insgesamt 105 EUR, war ich dann doch überrascht. In der JH bekamen wir noch ein üppiges Abendessen. Anschließend habe ich im Bodensee gebadet und bin nochmals durch die Altstadt spaziert; die andern sind in der voll belegten Jugendherberge (240 Betten!) geblieben und haben hauptsächlich Karten gespielt.
Sonntag, 05.09.2004: Heute haben wir nur eine kurze Strecke zu fahren, etwa 130 km von Lindau nach Klosters. Wegen des schönen und warmen Wetters baden wir im Bodensee südlich vom Strandbad Eichwald, gegenüber der Lindauer Stadtinsel. Später wechseln wir am Ufer entlang hinüber in dieses gepflegte städtische Bad mit viel Blumenschmuck, Rutschbahn und geheizten Schimmbecken. Im Bad wird es immer voller, und als wir das Bad gegen halb eins verlassen, sind die Parkplätze überfüllt.
Durch die Innenstadt von Bregenz geht es weiter nach Dornbirn und Hohenems. Wir werfen einen Blick in den Innenhof des Schlosses; im Schloss befindet sich eine Försterei der Grafen von Waldburg-Zeil. Wir lassen uns in einer Grünanlage nieder und essen von unserem Proviant, bevor es weitergeht nach Rankweil. Dort machen wir einen Spaziergang hinauf zur Kirchenburg. Auch danach fahren wir nur ein kurzes Stück und halten schon in Feldkirch wieder an. Nach einem Bummel durch die sehenswerte Altstadt gibt es in einem Strassencafé wahlweise Eis oder Capuccino. Bei der Ausfahrt aus der Altstadt an einer ampelgeregelten Kreuzung kommt plötzlich ein VW Käfer aus einer Richtung, die eigentlich gesperrt sein müßte. Wir fahren dem Auto hinterher und schütteln den Kopf über die gefährlichen Fahrmanöver. Am Steuer sitzt ein uralter Mann, der offenbar die Orientierung verloren hat.
Kurz vor der Grenze zu Liechtenstein wird nochmals getankt. Die Preisunterschiede bei Diesel sind jedoch gering im Vergleich zu den deutschen Preisen (etwa 4 Cent / Liter). In der Schweiz dagegen kostet Diesel mehr als Benzin! - Nach wenigen Minuten gelangen wir nach Vaduz. An einem Geldautomaten werden Schweizer Franken besorgt. Später stellt sich heraus, dass für diese Dienstleistung Wucherpreise berechnet werden. Ein Migros-Markt hat auch am Sonntag geöffnet, und wir können für das Abendessen einkaufen. Eine halbe Stunde lang ziehen wir durch die Ortsmitte und bewundern vor allem die Liechtensteiner Briefmarken, die in vielen Geschäften verkauft werden. Wiltrud hat den Eindruck, dass die Leute hier sehr reich sind.
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Feldkirch (Vorarlberg) |
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Klosters Dorf, RhB-Zug nach Davos |
Inzwischen ist es schon halb sechs geworden, und für weitere Aufenthalte bleibt keine Zeit mehr, da wir noch vor sieben im Quartier ankommen wollen. Die Fahrt geht weiter über die liechtensteinische Kleinstadt Balzers zur Graubündner Grenze, dann über den kleinen, militärisch gut gesicherten Pass von St.Luziensteig in das Städtchen Maienfeld, inmitten von Weinbergen in der sogenannten Bündner Herrschaft gelegen. Dabei passieren wir das Heidiland, eine schöne parkartige Landschaft, worin der Hof liegt, wo Heidi aufgewachsen sein soll. Kioske und Parkplätze lassen ahnen, welcher Rummel dort zeitweise stattfindet.
Hinter Maienfeld gelangen wir auf die Schnellstraße, die durch den Prättigau nach Klosters führt. Diese Landschaft ist vom Rheintal durch einen breiten Felsriegel, eine sogenannte Klus, abgetrennt, die von Bahn und Straße in einem langen Tunnel durchstoßen wird. An für uns bisher völlig unbekannten Ortschaften wie Schiers und Jenaz vorbei, ab Küblis mit starker Steigung, kommen wir nach 30 km Fahrt (ab dem Rheintal) in einer halben Stunde nach Klosters Dorf. Nach kurzer Suche finden wir die Vermieter; unser Quartier liegt in einem kleinen Haus zwischen Bahnhof und Hauptstraße. Dementsprechend ist es ziemlich laut, aber es gibt Schallschutzfenster. Die Ausstattung ist sehr gut, mit Telefon, Spülmaschine und mehr als ausreichend Geschirr; gerade daran wird in Ferienwohnungen oft gespart. Die Wohnung kostet in der Woche 500 CHF, etwa 320 EUR (Umrechnung: etwa 3 CHF = 2 EUR); im Winter bezahlt man den doppelten Preis. Darin inbegriffen sind Strom- und Wasserkosten; zusätzlich zu bezahlen sind jedoch 15 CHF für jeden Bettbezug sowie 80 CHF für die Endreinigung. Ich bezahle diese Fixkosten (155 CHF) sowie 300 CHF Anzahlung, da es u.a. vom Wetter abhängt, wie lange wir bleiben. Ausserdem ist noch Kurtaxe fällig, etwa 3 CHF pro Person und Tag, auch für Kinder ab zwölf. Dafür bekommen wir die Gästekarte von Klosters. Damit bekommt man viele Ermäßigungen, vor allem aber freie Fahrt auf den Ortsbussen von Klosters und Davos sowie auf der Rhätischen Bahn im Abschnitt von Klosters Dorf bis Davos Monstein, kurz vor Filisur an der Albulabahn.
Mit dem nächsten Zug fahre ich nach Klosters Platz und erkundige ich mich im Bahnhof nach den Konditionen zum Graubündner Regionalpass. Die Zusatztage (2 Tage freie Fahrt für 50 CHF) kann man auch nachträglich kaufen. Die versprochene Freifahrt für eigene Kinder stellt sich jedoch als komplizierter heraus als erwartet: zunächst muss man für die Kinder für 20 CHF einen Jugendpass lösen, erst dann bekommt man die andere Karte, mit der man in Begleitung der Eltern kostenlos beim Graubündner Regionalpass mitreisen darf. Ob die Freifahrt auch auf Bergbahnen gilt, kann nicht pauschal beantwortet werden; im Prospekt steht "auf Anfrage". - Da Anneli und die Kinder am Bahnfahren ohnehin wenig bis überhaupt nicht interessiert sind, weil für mehrere Personen doch erhebliche Kosten auflaufen würden und weil wir jetzt mittels der Gästekarte immerhin im Nahbereich mit der Bahn fahren können, komme ich von der ursprünglichen Idee ab, von Klosters aus die Bahnen in ganz Graubünden abzufahren.
Mit dem Ortsbus fahre ich dann zurück nach Klosters Dorf, etwa 2 km vom Zentrum entfernt; das Zentrum wird in Klosters, Davos und anderen Schweizer Orten mit "Platz" bezeichnet, z.B. Davos Platz.
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Blick vom Strelapass ins Schanfigg |
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Blick vom Strelapass zur Weissfluh (2842 m) |
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Davoser Panoramaweg: Parsennbahn mit Station Höhenweg |
Montag, 06.09.2004: Wie bei uns in den Ferienzeiten üblich geht es mit dem Aufstehen und Frühstücken sehr zäh, so dass wir erst mit dem Zug um halb elf loskommen. Wir fahren zur Endstation nach Davos Platz und begeben uns in den Ort. Davos war mir bisher völlig unbekannt. Es soll die höchstgelegene Stadt Europas sein, Höhenlage etwa 1550 m, 12000 Einwohner. Niemand behauptet, dass es eine städtebauliche Schönheit sei. Abstoßend wirken vor allem die weit verbreiteten Flachdächer, die in Klosters übrigens nicht zugelassen werden.
Ohne eine bestimmte Wanderung geplant zu haben, steigen wir auf Waldwegen an der nördlichen Talseite in die Höhe, überqueren dabei die Schienen der Schatzalpbahn, einer Standseilbahn vom Baujahr 1899, und kommen schließlich ungewollt bei deren Bergstation an. Dort gibt es in 1900 m Höhe Picknick, dann geht es weiter zur Hütte am Strelapass in 2353 m Höhe. Dort hat man einen schönen Blick ins sogenannte Schanfigg, das Tal, das von Arosa nach Chur herunterzieht, sowie auf die Weissfluh, mit 2842 m den höchsten Berg in der unmittelbaren Umgebung von Davos.
Am Strelapass beginnt der Davoser Panoramaweg, auf welchem wir in Höhen oberhalb von 2200 m, teilweise durch massive Lawinenverbauungen hindurch, hinüberwandern zunächst zur Station Höhenweg, der Mittelstation der Parsenn-Standseilbahn. In leichter Steigung geht es weiter zum Skilift im Meierhofertälli, mit schönem Blick auf den Davoser See und die Flüela-Passstraße. Schließlich kommt eine Abstiegsmöglichkeit nach Davos Wolfgang, am Wolfgangpass zwischen Davos und Klosters in 1660 m Höhe gelegen. Alle wollen absteigen, ich will jedoch weitermarschieren bis zur Parsennhütte. Gegen fünf Uhr trennen wir uns; Wiltrud schließt sich mir an. Auf dem Weiterweg stelle ich fest, dass der Weg von der Parsennpütte zum Gotschnagrat nur wenig ansteigt und nicht allzu weit ist. Der Gotschnagrat ist der Berg, den wir von unserer Ferienwohnung aus sehen und auf den vom Bahnhof Klosters Platz eine Gondelbahn in zwei Sektionen (mit Umsteigen in Gotschnaboden) hinaufführt. - Von der Tageszeit her ist der Umweg gerade noch drin. Dummerweise ist meine Uhr stehengeblieben, aber als wir bei der Bergstation sind, sehe ich, dass sich in Klosters Dorf gerade zwei Züge begegnen; also muss es etwa halb sieben Uhr sein. - Seit Stunden schon sind wir keinem Menschen begegnet; das kommt davon, wenn man so spät ins Gebirge aufbricht. Am Grat entlang, später durch Wald geht es abwärts, und auch wir erreichen den Bahnhof von Davos Wolfgang, eine Stunde später als ursprünglich geplant. Der Bahnhof wird nur als Bedarfshaltestelle bedient. Um den Zug anzuhalten, drückt man auf einen Knopf. Wir sind die einzigen Fahrgäste, die um 20:13 zusteigen. Um halb neun sind wir zu Hause.
Gegen sieben Uhr hatte sich Berthold per SMS gemeldet: er sei jetzt auf der Silvrettahütte, und ob er heute noch zu uns kommen solle. Da es von dort nach Kloster jedoch mehr als drei Stunden Fußweg sind und es kurz nach acht Uhr schon dunkel wird, bekommt er zur Antwort, er solle auf der Hütte übernachten. Dafür bezahlt er dann für Halbpension 40 CHF. - Nachdem er uns in Lindau verlassen hatte, war Berthold am Sonntag mit der Bahn über Mittenwald und Innsbruck nach Landeck gefahren, von dort weiter mit dem Bus nach Galtür. Dort hatte er im Freien übernachtet, dabei jedoch gefroren, und hat am Montag in einem zwölfstündigen Marsch die Silvretta überquert.
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Walserdorf St.Antönien |
Am Prättigauer Höhenweg zwischen Zastiaalp und Saaser Alp |
Dienstag, 07.09.2004: Mit Berthold wird vereinbart, dass wir um 10:10 mit dem Linienbus nach Monbiel kommen, einem Teilort - in der Schweiz wird dies als Fraktion bezeichnet - von Klosters, wo wir ihn abholen wollten. Die Kinder bleiben zu Hause und spielen Karten, ich fahre mit Anneli mit dem Ortsbus nach Monbiel. Der Bus ist überfüllt, da eine Schulklasse mitfährt. Bei der Ankunft in Monbiel ist nichts von Berthold zu sehen. Der Bus fährt gleich wieder zurück. In diesem Moment taucht Berthold auf, der hinter der Hausecke gewartet hat. Da der nächste Bus erst in einer Stunde fährt, rennen wir dem Bus hinterher, der schließlich nochmals anhält und uns einsteigen lässt. Berthold stellt sofort die Frage, ob es möglich sei, ihn am Nachmittag mit dem Auto an den Reschenpass an der Südtiroler Grenze zu fahren; in Meran will er sich mit Freunden treffen. - Das habe ich eigentlich nicht vor. An der nächsten Haltestelle steige ich aus, schaue mir das schöne Walserdorf Monbiel an und wandere auf einem wunderschönen Höhenweg mit Blick auf den Gotschnagrat nach Klosters zurück. Berthold fährt heim zu den Kindern, macht sich frisch und erholt sich von den Strapazen der letzten beiden Tage, Anneli bleibt noch in Klosters, wo an diesem Tag ein großer Krämermarkt stattfindet. Zur Mittagszeit bin ich wieder in der Wohnung.
Noch vor dem Mittagessen verlangt Berthold eine Telefonkarte und telefoniert mit den Bekannten in München. Dabei erfährt er, dass aus dem Besuch in Meran nichts wird. Das Chauffieren zum Reschenpass ist damit vom Tisch.
Am Nachmittag lässt sich Berthold eine Gästekarte geben und fährt damit nach Davos, das er auf eigene Faust besichtigt. Anneli fährt mich und die Kinder mit dem Auto nach St.Antönien, einem südlich vom Rätikon wunderschön gelegenen Walserdorf mit einem kleinen Ortskern und vielen verstreuten Einzelhöfen. Von Klosters Dorf geht es erst 150 Höhenmeter hinunter nach Küblis, dann auf einer halsbrecherischen Straße wieder 500 Höhenmeter hinauf nach St.Antönien. Im gesamten Gemeindegebiet ist das Parken gebührenpflichtig. Gegen halb drei mache ich mich mit den Kindern auf den Weg; Anneli fährt zurück. Für den Übergang zur Bergstation der Madrisabahn sind viereinhalb Stunden angegeben. Da die Bahn um fünf Schluss macht, müssen wir auch noch die 700 Höhenmeter nach Klosters Dorf absteigen, was nochmals mindestens eine Stunde dauert. Die Zeit wird also ziemlich knapp, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein wollen.
Längere Zeit geht es auf schmalen asphaltierten Straßen, mit schönen Blicken zu den hohen Bergen des Rätikon wie Sulzfluh und Schesaplana, die jedoch immer wieder von Wolken verdeckt werden. Nach einer längeren Steigung erreichen wir die Ascharinaalp in 2000 m Höhe, dann geht es hinauf zum höchsten Punkt der Wanderung, dem Sattel am Furggli in 2255 m Höhe, von dort aus wieder 300 Höhenmeter hinab zur Zastiaalp. Wir kommen an einem Stadel vorbei, auf dessen Fenstersims Getränke stehen, die man kaufen kann: Saft, Wasser, Bier, sogar Wein. Das Geld legt man in die daneben liegende Schachtel; darin liegt Kleingeld, etwa 10 Franken. Hier im Gebirge kann man offenbar das Geld offen herumliegen lassen! - Es geht weiter über Geröllfelder und schliesslich steil hinauf zu den Mässplatten. Jetzt kommen wir ins Wandergebiet der Madrisa-Bergbahn. Es gibt dort einen Weg, der an einem Wasserfall entlang führt. Die Kinder entdecken einen abenteuerlichen Übergang,
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Am Prättigauer Höhenweg zwischen Ascharinaalp und Furggli |
wobei über dem Wasserfall vier Seile in Kreuzform gespannt sind, in denen man unter Anleitung eines Bergführers den Wasserfall überqueren kann. Mangels Bergführer wird der Wasserfall von Linhardt und Volker auf eigene Faust überquert. Dabei ist es zweckmäßig, dass die Mütter nicht zuschauen können.
Im Wandergebiet der Madrisa-Seilbahn ist auch noch ein sogenannter Energie-Spürweg markiert, und die einzelnen Stationen werden ausgiebig ausprobiert. So kommt es, dass wir verspätet bei der Bergstation ankommen; es ist bereits zwanzig nach sieben. Wegen umfangreicher Waldarbeiten finden wir auch nicht gleich den Abstiegspfad. Sobald wir diesen jedoch erreicht haben, geht es steil abwärts. Allmählich tut man sich wegen der einbrechenden Dunkelheit schwer, im Wald den Weg zu finden. Nach einer Stunde sind wir unten und kommen gegen halb neun in der Wohnung an. Weil Berthold zu Besuch ist, kann sich Anneli nicht mit einem Fernsehverbot durchsetzen, und die Kinder schauen einen "James Bond" an.
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Nervenkitzel für Linhardt auf der Saaser Alp |
Erschöpfte Kinder an der Bergstation der Madrisabahn |
Savognin |
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Berthold am Julierpass auf der Flucht vor dem Photographen |
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Silvaplana im Oberengadin |
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St.Moritz |
Mittwoch, 08.09.2004: Auch heute haben wir wieder allerbestes Wetter, sogar ohne die Wolken, die an den Vortagen gegen Abend die Sicht etwas beeinträchtigt haben. Berthold drängt jetzt darauf, nach Liechtenstein gefahren zu werden, welches ihm in seiner Ländersammlung noch fehlt. Auch davon bin ich nicht begeistert, weil wir bei der Anreise Liechtenstein durchquert haben und in wenigen Tagen bei der Rückreise schon wieder in diese Richtung fahren müssen. - Nach Kartenstudium erklärt Berthold überraschend, dass er noch einige Stunden bei uns bleibt, wenn er über St.Moritz nach Chur gefahren wird. So entschließen wir uns zu einem Autoausflug, nachdem wir die letzten beiden Tage hauptsächlich gewandert sind. Um halb zehn kommen wir los. Schon am Davoser See wird angehalten. Wegen der Lage in knapp 1600 m Höhe ist das Wasser sehr kalt; Volker, Wiltrud und ich lassen uns jedoch nicht vom Baden abhalten. Linhardt hat seine Badehose vergessen.
Es geht weiter durch die Hauptstraße von Davos, genannt Promenade, das Landwassertal abwärts bis zur Zügenschlucht, die seit 1967 in einem zweieinhalb km langen Tunnel umgangen wird. Nach einer kurzen Steigung erreichen wir den hochgelegenen Ort Wiesen, wo wir kurz aussteigen. Die Bahn Davos - Filisur läuft tief unten im Tal; in der Nähe befindet sich der berühmte Landwasser-Viadukt der Albulabahn von Chur über Thusis und Filisur nach Samedan, den ich jedoch nicht zu Gesicht bekommen. Geplant ist die Weiterfahrt über den Albulapass nach St.Moritz. An der Abzweigung werden wir jedoch durch Schilder darauf hingewiesen, dass die Passstrecke wegen Belagsarbeiten bis 17 Uhr gesperrt ist. So müssen wir umorganisieren und weichen aus auf die weiter westlich gelegene Strecke über den Julierpass, über welche wir eigentlich zurückfahren wollten.
An Tiefencastel vorbei kommen wir nach Savognin, dem Hauptort des Tales. Inzwischen ist es Zeit zum Mittagessen. Die Geschäfte sind über die Mittagszeit stundenlang geschlossen; so kehren wir schließlich in einem Gasthaus ein, wo wir auf einer sonnigen Terrasse mit Talblick sitzen können. Das Tagesmenü gibt es für 17 CHF, die anderen Speisen auf der Karte sind wesentlich teurer. Im Gasthaus verzichten wir auf Getränke, und so macht die Rechnung schließlich "nur" 80 CHF für sechs Personen.
In mehreren Steilstufen geht es hoch zum Julierpass in 2283 m Höhe. Wir machen Zwischenhalt am Marmomera-Stausee, der der Energieerzeugung dient. Es sind viele Lastautos unterwegs, und vor einer Serpentine müssen wir anhalten, weil uns ein Sattelschlepper entgegen kommt. Berthold sitzt am Steuer, und mit dem Anfahren am Berg hat er immer noch Probleme. Bei vier Anfahrversuchen würgt er jedesmal den Motor ab, und hinter uns bildet sich bereits ein Stau. Dies zwingt uns zum Fahrerwechsel, und ich setze mich wieder ans Steuer. Natürlich sind wir selbst daran schuld, dass es mit dem Anfahren am Berg nicht klappt, weil wir Berthold nicht oft genug das Auto überlassen. - Bei der Weiterfahrt stinkt das Auto, offenbar wegen dem Kupplungsverschleiss bei den Anfahrversuchen. Kurze Zeit später erreichen wir gegen halb drei den Julierpass. Die Kinder entfernen sich ungefragt und umrunden und durchqueren einen Bergsee. So können wir erst nach einer halben Stunde weiterfahren.
In einem Reiseführer wurde ich auf einen schönen Aussichtspunkt oberhalb von Silvaplana aufmerksam gemacht, wo wir dann anhalten, mit herrlichem Blick auf das Oberengadin mit dem Silvaplaner See und dem gegenüberliegenden Berg Corvatsch. Dann geht es hinunter nach Silvaplana, durch den Ort hindurch am Silser See vorbei nach Maloja. Der Malojapass (1832 m) ist sehr merkwürdig, da es auf der einen Seite steil hinuntergeht ins Bergell, auf der anderen Seite jedoch nahezu völlig flach ins Hochtal des oberen Inn, das Engadin. Wir schauen uns an, wie sich die Straße in vielen Kehren hinunterwindet, bis sie 400 Höhenmeter tiefer den Talboden erreicht hat. Dann machen wir kehrt und fahren zurück Richtung Silvaplana.
Es folgt ein Abstecher nach Sils Maria. Dort gibt es einen wunderschönen Ortskern im Engadiner Stil sowie ein Nietzsche-Haus, wiel dieser umstrittene Schriftsteller sich viele Jahre im Sommer dort aufgehalten hat. Schliesslich geht es weiter nach St.Moritz Bad. Inzwischen ist es schon fünf Uhr geworden, und an einen Besuch in Chur ist nicht mehr zu denken. Am See von St.Moritz entlang gelangen wir in einer halben Stunde in die Ortsmitte, genannt St.Moritz Dorf. Wir trennen uns; ich marschiere zurück zum Auto und hole die Herrschaften kurz nach sechs am Bahnhof von St.Moritz ab. Inzwischen ist die Sonne aus dem Talboden bereits verschwunden. Wir fahren das Inntal abwärts. Auf Höhe von Samedan hat man durch ein Seitental einen herrlichen Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Bernina. In Zuoz wird noch ein kurzer Halt eingelegt, weil dies einer der schönsten Orte im Engadin sein soll. Dann geht es über Zernez, Schusch hinauf zum Flüelapass in 2389 m Höhe, von dort hinab nach Davos und weiter nach Klosters, wo wir kurz nach acht eintreffen. Berthold übernachtet nochmals bei uns. Im Fernsehen läuft das Fussballspiel Deutschland gegen Brasilien.
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Wandergruppe an der Bergstation der Madrisabahn |
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Hektisches Telefonieren am Schlappiner Joch (2200 m) |
Donnerstag, 09.09.2004: Nach dem Frühstück fängt Berthold wieder damit an, dass er nach Liechtenstein gefahren werden möchte. Nachdem ich mich im Ortsprospekt darüber informiert habe, schlage ich stattdessen vor, eine Familienkarte für die Madrisa-Seilbahn zu kaufen, die bei uns in Klosters Dorf ihre Talstation hat. Mit Gästekarte kostet Berg- und Talfahrt für die ganze Familie lediglich 43 CHF. Von der Bergstation aus können wir in zwei Stunden zum Schlappiner Joch an der Grenze zu Österreich wandern, und auf der anderen Seite liegt Gargellen, von wo aus es Busanschluss gibt nach Schruns im Montafon. Von dort aus könnte Berthold mit seiner Österreich-Fahrkarte (30 EUR für 8 Wochen) nach München zurück fahren.
Überraschenderweise ist Berthold schließlich mit diesem Vorschlag einverstanden, Kurz vor zehn gehen wir hinüber zur Bergbahn; unterwegs wird noch eingekauft bei Migros. Es ist fraglich, ob wir Berthold, der keine Gästekarte hat, auf die Familienkarte mitnehmen können. Es wird jedoch nur nach der Anzahl der Kinder unter 18 Jahren gefragt, und wir bekommen anstandslos sechs Karten für die Kleinkabinenbahn. So haben wir nicht unbedingt die Einnahmen, dafür um so mehr die Statistik verbessert. In Graubünden gibt es bei den Bergbahnen jährlich etwa 80 Millionen Beförderungsfälle, davon nur eine Million im Sommer, die Hauptmasse dagegen im Winter.
Mit der Kleinkabinenbahn geht es 700 Höhenmeter den Berg hinauf auf die Saaser Alpe. Von dort aus wandern wir bei herrlichem Wetter über das Zügenhüttli in etwa zwei Stunden zum Schlappiner Joch (2200 m) und machen dort Mittagspause.
Während wir gerade beim Essen sind, bekommt Anneli unmittelbar hintereinander mehrmals eine SMS. Mechthild meldet sich mit der MItteilung, sie habe großes Pech gehabt und ihren Rückflug von London verpasst, und wir sollten doch zu einer bestimmten Buchungsnummer die Umbuchungsgebühr von 40 Pfund überweisen.
Wenn man gerade im Hochgebirge ist, ist das nicht so ohne weiteres möglich. Also rufe ich Mechthild an und teile ihr meine Kreditkartennummer mit. Kurz darauf kommt der Rückruf, aus Sicherheitsgründen müssten wir die Abbuchung telefonisch bestätigen und dazu eine deutsche 0190-Nummer anrufen. Wir versuchen dies, aber mit drei verschiedenen Handys klappt dies nicht; die Verbindung kann nicht aufgebaut werden. Wahrscheinlich sind die 0190-Nummern gesperrt. Dies teilen wir dann Mechthild mit, woraufhin diese zurückruft, wir sollten es mal mit einer Schweizer Rufnummer probieren. Dies klappt genau so wenig. Wir rufen wieder bei Mechthild an. Nach einigen Minuten meldet diese sich wieder und fragt nach der Gültigkeitsdauer meiner Kreditkarte; damit sollte dann die Bezahlung möglich sein. Wir hören dann nichts mehr von ihr. Viel Aufregung, viel Stress, viele teure Telefonate, großer Geldverlust.
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Anneli bei der Garfiunalp im Landquarttal bei Klosters |
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Bergsee zwischen Alp Novai und Berghaus Vereina |
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beim Berghaus Vereina |
Gegen halb zwei verabschiedet sich Berthold fröhlich von uns und steigt ab nach Gargellen, wohin wir sehen können. Nach zwei Stunden trifft er dort ein, kann nach einer halben Stunde mit einem Bus nach Schruns weiterfahren und fährt dann über Bludenz - Arlberg - Kufstein nach München zurück; dies war dann die letzte seiner zahlreichen Reisen in der Ferienperiode seit Anfang Juli.
Wir machen uns auf den Rückweg zur Bergstation der Madrisa-Seilbahn. Dort drehen wir noch eine Runde, weil die Kinder nochmals zur Seilüberquerung am Wasserfall wollen. Wiltrud ist tödlich beleidigt, dass ihr die Überquerung nicht gestattet wird. Schließlich gebe ich die Zustimmung, dass sie auch mal den Nervenkitzel mitmacht. Kurz vor Betriebsende um fünf fahren wir hinab zu unserem Quartier.
Für mich ist der Tag damit noch nicht zu Ende, und ich fahre mit dem nächsten Zug um halb sechs nochmals nach Davos Platz. Vor dem Bahnhof wartet ein abfahrbereiter Bus nach Sertig. Ich weiß zwar nicht, wo es hingeht, steige jedoch ein und fahre mit bis Clavadel; bis dorthin gilt unsere Gästekarte. Sertig liegt in einem Seitental südwestlich von Davos. In Clavadel liegt eines der sieben Sanatorien, die es in Davos noch gibt, die teilweise neu erbaute Zürcher Höhenklinik Davos Clavadel. Auf einem Höhenweg südlich vom Landwassertal mit schönen Aussichten auf Davos wandere ich zurück und fahre mit dem 8-Uhr-Zug heim.
Der Wetterbericht meldet, dass das schöne Wetter am Freitag noch halten soll, dass aber ab Samstag eine Störung hereinziehe. Ich stelle die Frage, ob wir bis Sonntag bleiben sollen. Anneli und Volker springen mir jedoch ins Gesicht!
Freitag, 10.09.2004: Ich fahre um halb zehn mit dem Zug nach Klosters Platz und weiter mit einem abfahrbereiten Ortsbus nach Selfranga, die andern kommen mit dem Ortsbus nach.
Man trifft sich um 10 Uhr im Bus nach Monbiel. Von dort aus wird gewandert zum Berghaus Vereina. Nach einer dreiviertel Stunde erreichen wir die Garfiun-Alp und essen dort eine Gerstensuppe. Über eine Hängebrücke gelangen wir zur Alp Novai. Ein Stück weit geht es der Vereina entgegen, dann beginnt der Aufstieg von 800 Höhenmetern zum Berghaus Vereina. Unterwegs machen wir Pause an einem schön gelegenen Bergsee. Es gibt dort tiefe Gumpen, und Wiltrud bricht immer wieder mit einem Bein bis zum Schenkelschluss ein, was den Kindern großen Spaß macht. Auch gibt es dort schöne Kletterfelsen.
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Einkehr im Berghaus Vereina |
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Umfahrung Klosters: Talbrücke über die Landquart |
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Im Kurviertel von Bad Ragaz |
So erreichen wir erst kurz nach drei die Berghütte, 1945 m hoch gelegen, fast genau über dem Vereina-Bahntunnel, welcher seit dem 19.11.1999 Klosters mit dem Unterengadin verbindet. Seither sollen im Unterengadin die Immobilienpreise erheblich angestiegen sein. Anneli beschließt, für 12 CHF mit dem Kleinbus zurückzufahren, und reserviert einen der knappen Plätze für die letzte Talfahrt um 17:30. Nachdem wir gegessen haben, melden sich die Kinder ab und gehen hinunter zum Bergbach. Ich drehe noch eine Runde flussaufwärts. Mangels Überquerungsmöglichkeit dauert diese länger als vorgesehen. Gegen fünf finde ich die Kinder, die aus Langeweile riesige Steine in den Fluss werfen. Dann beginnt der Abstieg, diesmal auf der Fahrstraße, die teilweise aus dem Felsen herausgehauen und auch sehr interessant ist. Im unteren Abschnitt verläuft der Weg entlang der Landquart, schön und bequem, aber auf die Dauer auch etwas langweilig. Abwechslung bringen die Stationen eines Trimm-dich-Pfades, was umgekehrt wieder aufhält. Da es ab Monbiel ganz unschweizerisch anderthalb Stunden lang keine Fahrtmöglichkeit gibt, wandern wir weiter nach Klosters, welches die Kinder bisher nur vom Durchfahren kennen. Es reicht jedoch nicht einmal zum Zug um halb acht. Wir müssen auf den Ortsbus um acht warten. Zwanzig vor acht sind wir an der Haltestelle. Der Ortsbus kommt vorbei, fährt aber zunächst nach Monbiel, von wo wir gerade herkommen. Trotzdem steigen wir ein, weil dies bequemer ist als an der Haltestelle zwanzig Minuten zu warten.
Anneli war schon zwei Stunden früher zu Hause und hat der Vermieterin mitgeteilt, dass wir am nächsten Tag abreisen werden.
Samstag, 11.09.2004: Heute ist es zwar leicht bewölkt, aber bei weitem nicht so schlecht, wie es vom Wetterbericht vorausgesagt war. Schon vor dem Frühstück fahre ich mit dem Ortsbus um 08:10 talabwärts bis Serneus Bad, neben Scuol einem der beiden Badeorte in Graubünden. Hindurch unter der Brücke der Umgehungsstraße von Klosters, die Ende 2005 eröffnet werden soll, wandere ich zurück zu unserer schönen Ferienwohnung. Ein Verlängerungstag würde lediglich 70 CHF kosten, spottbillig für Schweizer Verhältnisse, aber alle sind dagegen; nur Linhardt hält sich zurück. Beim Frühstück kommt die Vermieterin vorbei, Frau Kasper. Für die Wohnung bezahle ich für sechs Tage 420 CHF, dazu noch etwa 82 CHF an Kurtaxe, abzüglich der Anzahlung von 300 CHF. Wir verladen unser Gepäck ins Auto und sind kurz vor halb elf reisefertig.
Zunächst geht es aber mit dem Zug nochmals nach Davos Dorf. Dort wartet ein Bus nach Davos Glaris im Landwassertal, in den wir spontan einsteigen. Von dort fährt ein anderer Bus nach Davos Monstein; dort soll sich auf 1650 m Höhe die höchstgelegene Brauerei Europas befinden. Sehr viele Leute fahren hinauf nach Monstein. Als in diesem Bus unsere Gästekarte jedoch nicht gilt, verzichte ich auf die Fahrt, weil wir ohnehin wenig Zeit haben und die Kinder nach meiner Beobachtung wenig motiviert sind und sich die Zeit mit Kindergartenspielen wie In-die-Hände-Klatschen vertreiben. Wenige Minuten später können wir mit dem Zug, der aus Filisur an der Albulabahn kommt, nach Davos Platz zurückfahren.
Wir essen zu Mittag im Migros-Restaurant für etwa 10 CHF / Person, dann durchqueren wir Davos auf der Hauptstraße, der Promenade. Schließlich wird die Zeit zum Ein-Uhr-Zug schon wieder knapp; deshalb besteigen wir einen Bus und erreichen rechtzeitig den Bahnhof. Um halb zwei sind wir zurück in Klosters Dorf und treten mit dem Auto die Rückfahrt an.
Den Prättigau durchqueren wir ohne weiteren Halt. Diesmal biegen wir nicht ab nach Liechtenstein, sondern überqueren den Rhein bei Landquart und fahren weiter nach Bad Ragaz, das ich von einer Fahrradtour im Jahre 1980 her kenne. Ich will meiner Reisegruppe die Taminaschlucht zeigen. Nirgendwo sieht man jedoch einen Hinweis, dass bis zum Schluchteingang vier km zurückzulegen sind. Dass man mit dem Postauto hinfahren kann, merken wir erst, als dieses vorbeigefahren ist, und die nächste Fahrt verkehrt erst eine Stunde später. Der Weg in einer Schlucht auf einer nicht geteerten Fahrstraße ist zwar schön, zieht sich jedoch in die Länge, und es wird mehrmals darüber palavert, ob man umkehren soll. Schließlich erreichen wir kurz vor vier das vorbildlich wiederhergestellte Alte Bad von Pfäfers am Schluchteingang.
Der Eintritt zur Taminaschlucht führt durch ein Drehkreuz, und je Person sind 4 CHF zu bezahlen. Wiltrud und Volker sind so schmal, dass sie zusammen mit mir, Linhardt dagegen mit Anneli das Drehkreuz passieren können; so kommen wir mit 8 CHF aus, praktisch geschenkt. Die Taminaschlucht ist in der Tat beeindruckend, aber ziemlich kurz. Anschließend wird im Alten Bad Pfäfers ein Imbiss genommen und die Ausstellung besichtigt; berühmte Leute wie Paracelsus, Victor Hugo oder Rainer Maria Rilke waren dort schon zur Kur.
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Mutprobe auf der Saaser Alp |
Die anderen wollen mit dem Schluchtenbus um fünf zurückfahren. Deshalb mache ich mich gleich auf die Socken, damit man nicht lange auf mich warten muss, und wir kommen etwa zur gleichen Zeit in Bad Ragaz an. Nach einem Gang durch das mondäne Kurviertel setzen wir unsere Fahrt gegen halb sechs fort.
Inzwischen ist die Zeit schon knapp geworden, weil wir Linhardt in Memmingen in den Zug über Ulm nach Ellwangen setzen möchten. Wir rufen bei German an und lassen uns durchgeben, dass es um halb neun in Memmingen noch eine Fahrtmöglichkeit gibt. Ohne Vignette ist man jedoch auf Landstraßen angewiesen. Es geht über Sargans nach Buchs. In der Nähe befindet sich Werdenberg, angeblich die kleinste Stadt der Schweiz, und wir halten dort kurz an. Mehrere Touristengruppen sind in der Stadt mit den schönen Holzhäusern. Die Weiterfahrt zieht sich in die Länge. Da das Rheintal sehr dicht besiedelt ist, folgt eine Ortsdurchfahrt auf die andere, und wir kommen nur langsam vorwärts. Da die Zeit knapp wird, fahre ich schließlich doch auf die Autobahn und verlasse sie wieder in Lustenau. Dummerweise landet man bei der Autobahnausfahrt direkt beim Zoll, und ich befürchte, dass der Beamte überprüft, ob ich einen Vignettenaufkleber habe. Wir werden jedoch einfach durchgewinkt. Dasselbe auf österreichischer Seite.
In Lustenau wird wieder einmal getankt, dann geht es wieder durch die Innenstadt von Bregenz hinüber zur Grenze, die wir um Viertel nach sieben erreichen. Es ist ein schöner Abend, und gar zu gerne hätten wir im Bodensee gebadet, aber wir muessen den Zug in Memmingen erreichen, und es ist zu befürchten, dass es vor dem einspurigen Abschnitt zwischen Wangen und Leutkirch wieder einen Stau gibt. Diesmal ist dieser jedoch ausgeblieben, und 20 Minuten vor der Zugabfahrt sind wir am Bahnhof in Memmingen. Wir lassen Linhardt jedoch nicht alleine, sondern warten, bis er im Zug sitzt. Kurz vor der planmäßigen Abfahrtszeit kommt die Durchsage, der Zug habe wegen eines Notarzteinsatzes eine Viertelstunde Verspätung. Jetzt wird es kritisch, ob der Übergang in Ulm zum Ellwanger Zug noch klappt (13 Minuten Umsteigezeit). Der Fahrdienstleiter kann uns nichts versprechen. Mit der angegebenen Verspätung kommt ein einzelner, bereits überfüllter Triebwagen VT 612, auf den in Memmingen ganze Heerscharen warten. So dauert es nochmals fünf Minuten, bis sich die Leute in den Zug hineingequetscht haben.
Etwas beunruhigt fahren wir danach weiter Richtung München. Gegen halb zehn kommt eine SMS von Linhardt: Geschafft! Er hat also den Zug nach Ellwangen noch erreicht. Um zehn sind wir zurück in Giesing. - Unter der Post befindet sich auch der Kontoauszug der Citibank. In Vaduz habe ich 1000 CHF am Geldautomaten zum Kurs von 649 EUR abgehoben. Dafür werden Gebühren fällig von 20 EUR. Ich traue aber meinen Augen nicht, als ich von einer zusätzlichen Gebühr von weiteren 10 EUR lese, die sich "Auslandseinsatzentgelt" nennt und von deren Existenz ich noch nie etwas gehört habe. Somit werden für eine einzelne Abhebung von ca. 650 EUR an Gebühren 30 EUR oder knapp 60 DM kassiert, unglaubliche Wucherpreise! Dummerweise habe ich in St.Moritz nochmals den selben Betrag abgehoben (davon aber nur die Hälfte ausgegeben). Ich nehme mir vor, mein Konto bei der Citibank wegen dieser unverschämten Gebührenpolitik zu kündigen.